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16. Das Beste kommt zum Schluss!

Bild von Julia Casado auf Pixabay
Ein altes Haus mit einem Brunnen

 

Yara begann: „Früher lebte ich mit meinesgleichen am Waldsee. Damals streifte und flog ich oft und gerne durch die umliegenden Wälder. Der Wasserfall war einer meiner liebsten Orte. Eines Abends bewunderte ich wie so oft den einzigartig schönen Sonnenuntergang dort, schlief dann aber ein und erwachte erschrocken, weil ich von Baum gefallen war, auf dem ich gesessen hatte. Ich hatte mir ein Bein gebrochen und den linken Flügel angeknackst und konnte nicht aufstehen. So fand Fargal mich, der mich tapfer zurück nach Hause trug.“ Yara schaute den dicklichen Zwerg verliebt an. „Von da an sahen wir uns öfter und trafen uns an allen möglichen Orten, wie auch an den ‚Trollsteinen‘ und den beiden verwachsenen Bäumen im ‚Blaubeerforst‘. Den anderen Zwergen war meine neue Bekanntschaft gar nicht recht. Sie machten sich darüber lustig und mieden mich immer mehr. Ich zog mich immer mehr zurück, bis ich im Geheimen dieses Haus baute. Mit der Zeit vergaß mich mein Volk.“, berichtete er weiter. Die Fee fuhr fort: „Aus unserer Freundschaft entwickelte sich bald Liebe und Fargal lud mich ein, bei ihm in diesem Haus zu wohnen. Da die Waldelfen meine Beziehung zu ihm auch nicht guthießen, willigte ich ein. Seitdem leben wir hier am Waldrand.“

 

Yara hatte die kleine Sanduhr kaum aus den Augen gelassen, als sie erzählt hatte. Nun stand sie auf und goss den fertigen Tee durch ein Sieb in eine dickbäuchige violette Kanne aus Keramik, die sie auf den Tisch stellte. Das heiße Getränk verströmte einen milden Duft von Kräutern und Früchten. Vanessa und Elisa hielten die Tassen ihrer Mutter entgegen, die sie befüllte. Auch an die anderen Anwesenden verteilte sie den Trunk.

 

Daril meldete sich zu Wort: „Das ist eine rührende Geschichte. Doch was hat das alles mit uns zu tun? Woher wusstet ihr von uns?“ Fargal lachte laut auf und machte Anstalten, eine Erklärung abzugeben, die ihm wohl nur schwer über die Lippen ging. Yara stupste ihn an und er fasste sich ein Herz. „Ich hatte dich vor ein paar Tagen gesehen, wie du bei uns die Post eingeworfen hast. Yara bekam mit, wie freundlich du zu den Leuten im Dorf bist und wir beschlossen, dich zu belohnen. Den Nachbarskindern wollten wir auch eine Freude machen, zumal wir von Elisas Geburtstag erfahren hatten. Als du auf unserem Hof warst, hatte Yara dir die Truhe in die Kiepe gelegt.“, gestand der Kunstschmied.

 

Katja lächelte. „Also habt ihr uns dieses Abenteuer als Geschenk beschert. Nun möchte ich aber wissen, warum meine Töchter und ich uns im Wasserspiegel des Waldsees als Feen sahen. Das war eine sehr magische Erfahrung.“ Wieder sprach Yara und beantwortete die Frage. „Um den See herum haben früher die Waldfeen gelebt, auch ich, wie ihr schon wisst. Wir fühlen uns zu magischen Orten hingezogen und verweilen dort gern. Das Wasser des Sees zeigt dem Betrachter seine Seele. Ich glaube, jemand von euren Vorfahren könnte eine Fee gewesen sein.“

 

Auch Elisa hatte eine Frage. „Wie konntet ihr wissen, dass wir in eurem Keller sind?“, wollte sie wissen. Fargal schnippte mit dem Finger, woraufhin sich die Taubenfeder aus den Locken des Mädchens löste und in die Hand des Zwerges schwebte. „Die Feder und Yara sind magisch verbunden, so konnten wir herausfinden, wo ihr euch befindet. Ich weiß, dass man niemanden ausspionieren darf, doch wussten wir uns nicht anders zu helfen. Über die Zeit hatten wir sehr oft Ablehnung erfahren und wir wussten nicht, wie wir sonst in Kontakt mit den netten Nachbarn und dem lieben Postboten treten sollten.“

 

Die Kinder umarmten spontan die Fee und den alten Zwerg. „Das mit der Suche war eine tolle Idee!“, bedankte Elisa sich bei den beiden. „Wir hatten viel Spaß und viel Bewegung draußen. Das tat sehr gut.“, bestätigte Katja. Vanessa meinte: „Die magischen Sachen fand ich umwerfend!“ Daril erhob sich vom Stuhl und verbeugte sich vor dem Paar. „Es ist mir eine große Ehre, Euch kennenzulernen, Meister Fargal. Ich bin erfreut, dass ihr meine Arbeit zu würdigen wisst.“, bedankte er sich.

 

Yara lud alle ein, am nächsten Sonntag wieder zu Tee und Kuchen vorbeizukommen. Fargal nahm die Schatzsucher noch einmal mit in den Hort und ermunterte sie, sich eines seiner Kunstwerke als Belohnung mitzunehmen. Eine feine Kette mit einem silbernen Anhänger war Katjas Wahl. Vanessa entschied sich für eine kleine Schatulle aus Bronze, die eine hübsche Gravur aufwies. Daril nahm sich einen Trinkbecher, der Abbildungen von Trollen trug. Elisa aber, nahm den alten Zwerg nochmals in den Arm. „Ich nehme den Sonntagskuchen!“, tat sie fröhlich kund.

 

Yara und Fargal winkten ihren neuen Freunden von der Tür der Waldhütte her, als diese den Hof durch das Gartentor verließen. Am Haus der Familie angekommen, verabschiedete sich der Postzwerg von Katja und den Kindern. Am Dienstag würde er wieder da sein und ihnen die Post bringen. Dann trennten sich ihre Wege und Daril machte sich auf nach Hause in seine Wohnhöhle.

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