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14. Der Schatz

Bild von Ray Bilcliff auf Pexels
Ein dunkler Gang im Wald

 

Da die Taubenfeder sie so schnell nach Hause gebracht hatte, blieb ihnen an diesem Sonntag noch viel Zeit, alle Hinweise zusammenzutragen und womöglich auch den Schatz des Schmiedemeisters zu finden. Alle Orte, die Elisa, Vanessa, ihre Mutter Katja und der Zwerg Daril aufgesucht hatten, stellten Besonderheiten in der Natur der Umgebung dar. Fargal hatte gewiss einen guten Grund, genau diese Flecken auszusuchen.

 

Das dicke Kreuz auf der kürzlich erbeuteten Karte markierte eine Stelle, die sich nicht weit von ihnen befand. Man brauchte nur ein Stück die Straße hinaufgehen und von dort rechts auf den Waldweg abbiegen, vorbei an der gruseligen alten Hütte. Die Markierung deutete auf eine Stelle hin, die links neben dem Pfad zu finden sein musste. Die vier Schatzsucher entschieden, zusammen nach dem Hort des alten Zwerges zu suchen und machten sich auf den Weg über das abgenutzte Kopfsteinpflaster der Straße.

 

Als sie die Waldhütte passierten, versuchten alle besonders leise zu sein. Einige Hühner scharrten gackernd auf dem umzäunten Hof, aber im Haus schien sich nichts zu rühren. Erleichtert atmeten die Kinder aus, als sie sich von dem Haus entfernt hatten. Der Pfad machte eine leichte Biegung nach rechts, als Katja meinte, dass sich die Stelle auf der Karte in der Nähe befinden müsse. „Dort sollten wir den Boden absuchen.“, sagte sie und zeigte auf einen knorrigen alten Baum, der unweit des Weges stand. Durch all das Laub, die Farne und Sträucher war das keine einfache Aufgabe, bis Vanessa ein Fleck auffiel, der nicht bewachsen war und sich direkt vor dem alten Baum befand.

 

Das alte Laub durchwühlte sie mit Händen und Füßen. Ihre Schwester half ihr dabei. Eine große Steinplatte kam dadurch zum Vorschein, deren Ausmaße denen einer Tür nahekamen. In der Mitte der Platte waren zwei Zwergenrunen eingelassen, ein „F“ und ein „S“, sowie eine ovale Vertiefung, die an das Medaillon erinnerte. Elisa winkte ihre Mutter und den Postzwerg heran, bevor sie die kleine Truhe aus ihrem Rucksack zog. Sie öffnete die Kiste und holte das Schmuckstück heraus. „Zeig mir den Weg!“, beschwor sie das Amulett, als sie es in die Aushöhlung drückte. Alle vier schauten erwartungsvoll auf den Stein und das Amulett. Es dauerte einige Augenblicke bis sich etwas tat. Der Anhänger erglomm in grünem Schein, bis das Licht in Adern das Gestein zu durchziehen begann und mit Knacken und Scharren die Platte wie eine Rampe nach unten glitt. Verblüfft fielen ihre Blicke in den Schacht, der sich vor ihnen geöffnet hatte. „Potzblitz!“, entfuhr es Elisa.

 

Katja holte die Taschenlampe aus ihrer Tasche und gab sie Daril, der vorausgehen sollte. Vanessa nahm das Medaillon wieder auf. „Wartet! Es ist aufgegangen!“, rief sie den Anderen hinterher. Elisa war zuerst wieder bei ihrer Schwester und klappte das Schmuckstück auf. Ein goldig metallener kleiner Schlüssel lag darin, den das Kind verblüfft anstarrte. „Wollen wir herausfinden, wo der passt? Dann los!“, forderte der Zwerg die Kinder auf.

 

Der Gang war alt, staubig und aus Feldsteinen gemauert. Er zog sich hin, bis eine schwere Holztür den weiteren Weg versperrte. An der gewohnten Stelle fand man weder eine Klinke noch ein Schlüsselloch, aber auf der Pforte prangte ein kunstvolles Bronzeschild. Bei näherer Betrachtung stellte Katja fest, dass man die Scheibe in der Mitte des Schildes beiseite schieben konnte. Darunter erschien ein Loch, in das der kleine Schlüssel passen konnte. Elisa steckte ihn dort hinein und drehte gegen den Uhrzeigersinn, weil Daril erklärt hatte, dass Zwerge Schlösser genau andersherum bauten als die Menschen. Das Klacken von Riegeln und Zahnrädern ertönte. Mit dem Verstummen der Mechanik schwang die schwere Tür auf.

Der runde Raum war vollgestellt mit Metallgegenständen. Wie von Zauberhand leuchteten die aufgehangenen Laternen auf. Kannen, Teller, Skulpturen und vieles mehr standen durcheinander herum.

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