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Lebenslauf des Universums

Bild von Genty auf pixabay.com
Wurmloch

EIN SORGENGELBWEISSER MOND,

Weinende Sterne, die ihr Licht verlieren.

Die Galaxie dreht sich weiter, ohne den Menschen zu kennen.

Äonen von Stern zu Stern,

Ein langer Weg für den Tröster des Alls.

Sternschnuppen, Wetterleuchten, Sonnenfinsternis -

Werke des Trösters.

 

Nachts auf der Erde.

Kalte Nacht. Dunkler Wald. Der sorgengelbweiße Mond spiegelt sich in einem Bach. Wölfe heulen. Rehe hinterlassen ihre Spuren im Schnee. Ein Uhu ruft durch die Dunkelheit. Mäuse huschen aufgeregt umher, versuchen ein Versteck zu finden. Der große Vogel fängt geschickt einen der kleinen Nager und verspeist ihn. Ein alter Bär fand eine warme Höhle und schläft nun darin.
Ruhig und friedlich liegt die Erde da. Noch ohne Wissen, was geschehen wird.

 

EIN SORGENGELBWEISSER MOND,

Weinende Sterne, die ihr Licht verlieren.

Die Planeten drehen sich um ihre Sonnen, ohne den Menschen zu beachten.

Jahrzehnte von Planet zu Planet,

Ein langer Weg für den Retter der Sonnen.

Blühende Pflanzen, wachsende Tiere, erquickendes Wasser -

Werke des Retters.

 

Nachts auf der Erde.

Laue Nacht. Dichter Dschungel. Das gleißende Sonnenlicht des Tages ist verschwunden. Der sorgengelbweiße Mond spiegelt sich an großen, feuchten Blättern. Affen schreien. Menschen jagen im Schutze der Dunkelheit. Pfeile sirren durch die Luft. Geschrei! Tote Affen. Eine Schlange windet sich durch die Äste und erwürgt den Todesschützen. Der halbnackte Jäger wird von ihr langsam verschlungen. Gorillas schlafen zwischen den Bäumen und Sträuchern.

Wieder ist es auf der Erde ruhig. Keimendes Wissen von Unheil.

 

EIN SORGENGELBWEISSER MOND,

Weinende Sterne, die ihr Licht verlieren.

Die Erde dreht sich um die eigne Achse, ohne den Menschen zu bemerken.

Wochen von Meer zu Meer,

Ein langer Weg für den Bewahrer der Welt.

Glückliche Menschen, saubere Luft, klare Seen -

Werke des Bewahrers.

 

Nachts auf der Erde.

Glühende Nacht. Offenes Feld. Der sorgengelbweiße Mond spiegelt sich in polierten Waffen wider. Es herrscht Krieg. Die menschen sind sich uneins. Sie gehen aufeinander los ohne jeglichen wahren Grund. Ein Schuss. Das Rattern eines Maschinengewehrs. Zwei tote Menschen mit ähnlichen Gesichtszügen. Schreiende Kinder. Brennende Städte. Die Erde nimmt die toten Leiber auf. Das Morden ist vorbei. Erschöpfte Menschen zwischen Trümmern. Schlafend. sterbend. Schreiend.

Ruhig erscheint die Erde wieder. Das Unheil hat sich ausgebreitet wie eine Seuche, die nicht bekämpft werden kann.

 

EIN SORGENGELBWEISSER MOND,

Weinende Sterne, die ihr Licht verlieren.

Das Universum ist tot, der Mensch hat es vernichtet.

Eine Sekunde zwischen Leben und Tod,

So schnell durchquert der Hass die Ewigkeit.

Zerstörte Planeten, Trümmer im All, verglühte Sonnen -

Werke des Hasses.

 

Keine Nacht mehr auf der Erde.

Kein Leben zwischen den Sternen. Der Hass zerstörte alle Welten auf denen Leben war. Nie wieder spiegelt sich der sorgengelbweiße Mond im Leben der Erde. Nur noch Stille. Lethargie in der unendlichen Schwerelosigkeit.

Das All ist ruhig, das Unheil sucht weiter.

 

EIN SORGENGELBWEISSER MOND,

Weinende Sterne, die ihr Licht verlieren.

Nie mehr Leben, auch der Mensch wird vergessen.

Ein Lidschlag, um das Universum zu bereisen,

Kürzer als ein Augenblick für den Überlebenden.

Alles am Ende, tot, vorbei -

Gedanken des Überlebenden.

 

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